Als Psychotherapeutin stehst du ja oft zischen den Stühlen, der streitenden Parteien. Woran kann man erkennen, wer nun Recht und wer Unrecht hat?
Martina:
Sehr häufig entsteht ein Streit ja aus Missverständnissen, weil man denkt, der Partner meint es übel mit einem. Gerade so kleine Sachen wie:
„Kannst du das noch kurz wegwischen...?!“
Da entsteht alleine aus einem unklaren Tonfall ein Konflikt. Es denkt ja jeder, man selbst macht immer am Meisten. Und besonders mit einem Kind wird es ja auch ein bisschen mehr, was man machen muss (Wäscheberge etc.). Ich frag mich dann immer, ob manche Leute nur nicht jammern,oder ob sie es vielleicht wirklich besser hinkriegen. Wenn man eine halbwegs saubere Wohnung haben will, dann ist es halt viel Arbeit, da hilft jammern nicht. Entspannter wäre es schon, wenn man sich mit einer Gewissen Unordnung zufriedengeben kann.
Es gibt einen nettenSpruch:
„Gute Mütter haben dreckige Böden, schmierige Fenster, vertrocknete Pflanzen und glückliche Kinder!“
Wie verhält man sich am besten in einem Konflikt?
Im Idealfall würde man während eines Streites diskutieren und nicht verletzend werden. Man sagt ja optimal wäre ein „kontrollierter Dialog mit positiven Ich-Botschaften.“ Und es ist ja wirklich so, wenn man in dem Moment sagen könnte: „Ich fühle mich jetzt verletzt und eingeengt“ dann verletzt man den Anderen nicht sondern sagt wirklich nur, wie man sich fühlt. Und der andere kann sich dann überlegen, was er damit macht. Ganz so einfach ist es nur leider nicht. Wenn man sich ärgert, will man sich ja nicht gerade öffnen und schwach zeigen. Häufig passiert das Gespräch allerdings erst nach dem Streit.
Zuerst gibt es ein großes Gewitter und danach kommen dann solche Gespräche, in denen man dem Partner sagt:
„Mir ging es ja nur darum, dass ich mich schlecht Gefühlt hab, weil...!“
Und dann versucht man eben wieder besseraufeinander zu achten.
Welche Eigenschaften können beim Streiten besonders hilfreich sein?
Besonders von Vorteil ist die Fähigkeit über solche „Psycho-Geschichten“ auch reden zu können. Das muss man allerdings auch erst mal lernen. Die wenigsten Paare halten sich in einem Konflikt an die schulbuchmäßigen Gesprächstechniken. Aber es ist wichtig zu erkennen, dass es der Partner gar nicht böse meint, sondern sich gerade vielleicht nur klein oder schwach fühlt und sich verteidigen will. Zu erkennen dass der Partner gar nicht so übermächtig ist, ist für beide Seiten wichtig. Auch, dass manchmal innere Prozesse ablaufen, die mit dem Gegenüber eigentlich gar nichts zu tun haben, sondern mit früheren Erfahrungen oder Verletzungen.
Gibtes eine goldene Regel für die perfekte Ehe?
DerTitel eines Beziehungsratgebers lautet:
„Wenn du dich selbst liebst, ist es egal, wen du heiratest“.
Und da glaube ich ganz fest dran. Wenn man mit sich selbst zufrieden ist, kann man auf die Bedürfnisse des Partners eingehen, was wiederum dazu führt, dass man die eigenen erfüllt bekommt.
Ach ja, da hab ich grad ein Lied zu geschrieben, das „Eslohntsichfürsichzusorgenlied“:
"Wenn ich hab was ich brauch,fühlt sich´s gut an im Bauch, dann glüh ich beglückt und bemüh mich entzückt, wenn ich hab was ich brauch, dann merkst Du das auch, denn dann hör ich Dir zu, bin voll Schwung und voll Ruh!….usw."